Beschreibung |
Kultur kann als die Menge dessen definiert werden, was sich unter jeweils historischen Medienbedingungen speichern, verarbeiten und übertragen lässt. Doch wie wären diese Medienbedingungen angemessen zu beschreiben? Die Weimarer Kulturtechnikforschung schlägt dafür vor, den klassisch-substantiellen Medienbegriff in eine Kette verschachtelter Operationen aufzulösen, die für die Produktion und Reflexion kulturspezifischer Unterscheidungen konstitutiv sind: innen/außen, Signal/Rauschen, menschlich/nicht-menschlich und so weiter. Gegenstand der Kulturtechnikforschung sind mithin die für eine gegebene Kultur formativen Techniken, Regeln und (sozialen, politischen, religiösen) Codierungen des Mediengebrauchs und deren historische Entwicklungen. Dazu zählen etwa elementare Praktiken des Lesens, Schreibens, Rechnens oder Bildermachens, speziellere Kulturtechniken der Ordnung und Repräsentation oder Verfahren der Raum- und Zeitbewirtschaftung, wie auch Körpertechniken (Mauss), Riten, Sitten und andere Formen der Habitualisierung.
Die Grundlagen der Kulturtechnikforschung zu vermitteln und für die eigene Projektarbeit produktiv zu machen, ist Gegenstand des Plenums, das die zwei Seminare des Projektmoduls »Kulturtechniken des Digitalen« begleitet. Es bietet all jenen, die noch nicht mit diesem Ansatz in Berührung gekommen sind, einen ersten Einstieg, und all jenen, die schon damit gearbeitet haben, die Gelegenheit zur Vertiefung ihrer Kenntnisse. Anhand exemplarischer Textlektüren sowie praxisorientierter Objektstudien führt das Plenum zunächst in die Theorie und Geschichte der Kulturtechniken ein. Im zweiten Schritt sollen darauf aufbauend eigene Fragestellungen und methodische Ansätze für Projektarbeiten entwickelt und intensiv diskutiert werden. |