Beschreibung |
Seit den Veröffentlichungen von Marcel Réja, «L’art chez les fous» 1907, von Walter Morgenthaler über Adolf Wölfli 1921, und Hans Prinzhorns «Bildnerei der Geisteskranken» 1922, sowie der Suche der Künstler seit der Wende zum 20.Jahrhundert nach dem «Ursprünglichen», vermeintlich Reinen oder «Primitiven», hat die von Jean Dubuffet so benannte Art Brut einen hohen Stellenwert eingenommen. Die Terminologie und Begriffsbestimmung bleibt aber meist vage und generell diskussionswürdig: Art Brut, Zustandsgebundene Kunst, Werke Psychiatrie-Erfahrener, Outsider Art, Raw Art, Folk Art, Self-tought Art, Naive Kunst, Neuve Invention, Nonconformers u.v.a.. - Outsider Art scheint im Allgemeinen einer der am besten funktionierenden Begriffe.
Diese Kunstform ist jedoch kein rein ästhetisches Phänomen, sondern spiegelt eher die Mechanismen und Systeme des Kunstmarkts und des «Betriebssystems Kunst» (Artworld) wider. Die Zugehörigkeit und die Bewertungskriterien werden definiert von den Rezipienten, den Sammlern, Galeristen und Kuratoren, nicht von Seiten der Künstlerinnen und Künstler selbst. Die hier zugerechneten Künstler und Künstlerinnen sind in ihren Werken, Stilen und Methoden mehr als heterogen, scheinen «ausserhalb der Zeit», zeigen somit, wie fragil der sogenannte Kanon der Kunst der Moderne und Gegenwartskunst ist, und stellen daher generell die gängigen Klassifizierungssysteme des Kunstbetriebs in Frage. |