Spätestens seit der Covid-19 Pandemie erhält die sogenannte Care-Krise nicht nur wissenschaftlich, sondern auch öffentlich Aufmerksamkeit. Sowohl in Privathaushalten als auch im professionellen Care-Sektor – wie der Pflege – wurden Versorgungslücken und die Erschöpfung derjenigen, die täglich Sorgearbeit leisten, in besonderer Weise sichtbar. Damit rückte auch die Bedeutung der Wohnung und sozialer Infrastruktur für Sorgetätigkeiten und ihre ungleichen Rahmenbedingungen aufgrund sozialräumlicher Disparitäten (wieder) in den Fokus. Vor diesem Hintergrund wird das Konzept Sorgender Städte als mögliche Antwort auf (urbane) Care-Krisen diskutiert und in einigen Städten, wie Barcelona oder Bogotá in Form von Pilotprojekten und politischen Sorgestrategien getestet. Dabei stellt sich die Frage, welches Potential das Konzept für soziale und nachhaltige Städte und Quartiere besitzt und inwiefern es sich auf unterschiedliche räumliche Kontexte übertragen lässt.
In Ostdeutschland entfaltet sich die Care-Krise im Kontext einer strukturellen Alterung der Bevölkerung bei gleichzeitiger Abwanderung junger Menschen. Damit gehen entsprechende Herausforderungen für das Leben und Wohnen einher: Familiäre Unterstützungsstrukturen entfallen, die (Mehrfach-)Belastung pflegender Angehöriger nimmt zu und die Prekarität professioneller Pflege wird umso deutlicher sichtbar. In der Folge stehen Kommunen, aber auch Wohnungsunternehmen vor der Aufgabe, soziale Infrastrukturen zu erhalten bzw. auszubauen und Wohnungen an die Bedarfe der Bevölkerung anzupassen, um beispielsweise barrierearmes Wohnen zu ermöglichen. Gleichzeitig sollen Wohnstandorte auch für Bedarfe von Familien attraktiv gestaltet werden.
Eine Stadt, die hier bereits erste Schritte geht, um den (demographischen) Wandel aktiv zu gestalten, ist die sächsische Mittelstadt Zwickau. Ausgehend vom Konzept der Sorgenden Stadt werden wir daher am Beispiel von kleinen Großwohnsiedlungen in Zwickau Handlungsfelder und Konzepte für ein sorgendes Quartier formulieren.
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