Beschreibung |
In dem Seminar gehen wir der Frage nach, welche Rolle Medien für die Herausbildung „europäischer Gemeinschaft” spielen und legen dabei den Fokus auf die Frage, wie Gemeinschaften im und durch Film entstehen. Ausgehend von kulturwissenschaftlichen Theorien der Gemeinschaftsbildung werden wir Konzepte wie das der imagined communities (Benedict Anderson) oder des prosthetic memory (Alison Landsberg) heranziehen, um zu analysieren, wie Praktiken europäischer Kinokultur und konkrete Filme Gefühle von Solidarität und Zusammengehörigkeit erzeugen. Dabei setzen wir uns in historischer und aktueller Perspektive mit der Produktion, Distribution und Rezeption von Filmen im europäischen Kontext auseinander.
Wir besprechen, wie transnationale Netzwerke und grenzübergreifende Zusammenarbeit die Kinokultur in Europa von Anfang an prägten und noch immer prägen. Welche Rolle spielen dabei Filmfestivals, Fan-Communities und die Cinephilie als Subkultur? Diesen Fragen gehen wir nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch nach: Eine Exkursion zum Linzer Filmfestival „Crossing Europe”, das einen wichtigen Knotenpunkt für das junge europäische Kino bildet, vermittelt der Seminargruppe Festival-Erfahrung und einen Einblick in das aktuelle europäische Kinogeschehen. Überdies bietet sich den Studierenden die Gelegenheit, mit den Leiterinnen des Festivals sowie ausgewählten Akteur:innen der europäischen Filmszene ins Gespräch zu kommen
Einen besonderen Schwerpunkt des Seminars bilden filmphänomenologisch perspektivierte Fragen nach der Erfahrung von Gemeinschaft, die Filme ihrem Publikum vermitteln. Welche Ideen von Gemeinschaft manifestieren sich in konkreten Filmen, und auf welche Weise wird der Zuschauer an filmisch inszenierten Gemeinschaftsgefühlen beteiligt? Mit welchen narrativen und ästhetischen Mitteln kreieren Filme eine emotionale Verbindung zwischen filmischen Figuren und Publikum, und welche Rolle spielen dabei die von Filmemacher:innen erwarteten oder tatsächlichen Erfahrungen und kulturellen Prägungen empirischer Zuschauer:innen sowie der konkrete Rezeptionskontext? Inwiefern trägt Film das Potenzial in sich, tatsächliche oder imaginierte und gefühlte Gemeinschaften zu schaffen, die Menschen über Landes- und Kulturgrenzen ein Gefühl der Verbundenheit vermitteln? Wo hat dieses Potenzial seine Grenzen oder bedarf einer kritischen Hinterfragung?
Das Seminar richtet sich speziell an EMK-Studierende des Abschlussjahrgangs. Wegen der Organisation der mehrtägigen Exkursion zum „Crossing Europe”-Festival in Linz (29.4.-2.5.) ist eine verbindliche Anmeldung bis Ende Februar erforderlich. |