Beschreibung |
Der digitale Raum ist mehr als nur ein Ort technologischer Innovation. Er ist ein Spiegel unserer Gesellschaft, ein Labor der Selbstinszenierung und ein Schlachtfeld kultureller Machtkämpfe. Hier verschmelzen Identitäten, verzerren sich Realitäten und entstehen neue ästhetische wie politische Möglichkeiten. Doch dieser Raum ist alles andere als neutral: Aus einer feministischen Perspektive kann er auch als ein gewaltvoller Ort verstanden werden: durch strukturelle Ungleichheiten, algorithmische Diskriminierung und die unsichtbaren Mechanismen des Plattform-Kapitalismus, die Macht und Kontrolle über Sichtbarkeit und Narrativen ausüben. Wie kann Kunst in einem solchen Raum existieren, der gleichermaßen Chancen eröffnet und Gewalt ausübt? Eine kritische Reflexion ist essentiell, um die verborgenen Strukturen sichtbar zu machen und die Mechanismen, die diesen Raum prägen, zu dekonstruieren. Feministische Ansätze bieten hier eine Möglichkeit, digitale Technologien nicht nur als Werkzeug, sondern auch als politisches Terrain zu begreifen. Ein Terrain, das neu verhandelt werden muss, um Gegenbilder und alternative Realitäten zu schaffen. Zwischen den Konzepten von Selfie- und Glitch-Feminismus, der Analyse von technologischen Fortschritten und der kritischen Betrachtung kapitalistischer Strukturen eröffnet sich ein Raum, in dem die Gewalt digitaler Systeme nicht nur analysiert, sondern künstlerisch adressiert werden kann. Wie prägen digitale Technologien unser Verständnis von Identität und Gemeinschaft, und wie können wir Räume schaffen, die frei von patriarchaler und kapitalistischer Gewalt sind? Dieses Zusammenspiel aus kritischer Auseinandersetzung und künstlerischer Praxis ermöglicht es, den digitalen Raum nicht als vorgegebene Realität zu akzeptieren, sondern als dynamischen Schauplatz zu verstehen, der sowohl herausfordernd als auch transformiert werden kann. Es ist ein Ort, an dem die Zukunft nicht nur gedacht, sondern aktiv gestaltet wird. Ein Akt des Widerstands gegen die Gewalt digitaler Systeme und zugleich eine Einladung, neue, gerechtere Visionen zu entwerfen.
Dieses Projekt wird durch den Lehr-Innovationen Fond gefördert und nutzt innovative didaktische Ansätze wie das Flipped-Classroom-Konzept und Tandem-Teaching, um die Themenvielfalt und interdisziplinäre Zusammenarbeit bestmöglich zu gestalten. Wöchentliche Seminare mit Julia Albrecht bieten den Studierenden die Möglichkeit, sich praktisch mit Fotografie, Künstlicher Intelligenz und 3D-Renderings auseinanderzusetzen. Diese Sessions fördern die Entwicklung individueller digitaler Kunstprojekte, die feministische Perspektiven und die Reflexion von Identität und Gemeinschaft in den Mittelpunkt stellen. Einmal im Monat finden spezialisierte Workshops mit Anika Meier statt, die sich mit NFTs, Blockchain-Technologien und deren Auswirkungen auf den Kunstmarkt widmen. Dabei bringt sie ihre praktische Erfahrung ein und vermittelt Einblicke in deren Mechanismen. Ergänzend dazu werden Expert*innen aus Wissenschaft und Kunst eingeladen, um aktuelle Entwicklungen, Chancen und Herausforderungen im Bereich von NFTs und Blockchain zu diskutieren. Darüber hinaus wird eine Wochenend-Exkursion nach Berlin organisiert, deren Termin noch bekannt gegeben wird. Diese Reise bietet den Studierenden die Gelegenheit, aktuelle künstlerische und kuratorische Ansätze vor Ort kennenzulernen und die Inhalte des Projekts in einen praxisnahen Kontext zu vertiefen. |
Literatur |
Virtual Normality: Netzkünstlerinnen 2.0: The Female Gaze in the Age of the Internet: Anika Meier Glitch Feminism: A Manifesto, Legacy Russell Netzfeminismus: Digitale Bildkulturen: Annekathrin Kohout, Donna Haraway zur Einführung, Katharina Hoppe Schlüsselwerke der Geschlechterforschung: Martina Löw, Bettina Mathes After Photography: Fred Ritchie Photography After Capitalism: Ben Burbridge Forget photography: Andrew Dewdney Krypto-Kunst NFTs und digitales Eigentum: Kolja Reichert |