Beschreibung |
Ausgehend von der Überlegung, dass die Konstitution von Subjekten und Subjektpositionen stets an spezifische Prozesse der Mediation und bestimmte Medien gebunden ist und einem historischen Wandel unterliegt, stellt dieses Seminar die Frage, welche Subjekte Computer-Interfaces hervorbringen. Zur Annäherung an diese Frage beschäftigen wir uns zunächst mit Interface-Theorien (Galloway, Hookway), die den „Objektstatus” von Interfaces in Frage stellen. Diesen Ansätzen folgend soll der Interface-Begriff folglich nicht genutzt werden, um bestimmte materielle Entitäten (z.B. bestimmte Hardware- oder Software-Elemente) festzuschreiben, sondern vielmehr, um die Fluidität der Verhältnisse zwischen technischen Prozessen und menschlichen Praktiken machtanalytisch zu erkunden. Hierzu arbeiten wir uns von der frühen Geschichte der Formierung der HCI (Human-Computer Interaction) und ihren Entwürfen von „Nutzung” und der „Nutzerin” zu verschiedenen Etappen der Geschichte digitaler Medienkultur vor, in denen bestimmte Formierungen des Subjekts zu beobachten sind, die sich als Interface-Praktiken beschreiben lassen: z. B. persönliche Homepages der 1990er Jahre, Vlogs/Blogs, Online-Tagebücher, Social Media-Profile, Quantified Self-Anwendungen, Avatare oder Deepfakes. Anhand dieser Beispiele lassen sich Prozesse der Subjektivierung (und Entsubjektivierung) in ihrer komplexen Verwobenheit von Datenpraktiken, Automatismen und (alltags-)ästhetischen Praktiken erörtern. Auch das Spannungsverhältnis zwischen Selbst- und Fremdbestimmung, zwischen der möglichen Anonymität von Online-Praktiken und den ebenso machtvollen Bestrebungen einer Festschreibung von Identität in gegenwärtigen Plattform-Kulturen wird Gegenstand der Diskussion. |