Das Seminar "Produktive Ziegel-Landschaft" ist die zweite Lehrveranstaltung des für ein Jahr geförderten NEB.Regionallabors "Grenzregion Vogtland - Industrie-Kultur-Landschaft co-kreativ verhandeln" (Förderfond der Bauhaus-Universität Weimar). Im Fokus steht die Thüringer Grenzregion des Vogtlandes, das bis zur politischen Wende 1989/90 stark industriell geprägt war und seit dem von Deindustrialisierungsprozessen und starkem Bevölkerungsrückgang gezeichnet ist. Trotz der radikalen Transformationsprozesse, verbunden mit dem Abbruch vieler Industriegebäude, ist das Erbe der Industriekultur nach wie vor identitätsstiftend und prägend für die Region, die Ihre Spuren in den urbanen und den landschaftlichen Orten hinterlassen hat.
In diesem Seminar werden wir uns mit den Orten und Räume der Industrie-Kultur-Landschaft auseinandersetzen und Ihre materiellen und immateriellen Qualitäten erkunden. Wir werden uns mit den Transformationsprozessen im Vogtland befassen und deren Auswirkungen dokumentieren. Ziel ist es, das industrie-kulturelle Erbe auf verschiedene Weise erfahrbar und für ein breiteres Publikum erlebbar zu machen. Wir experimentieren mit verschiedenen Formen des Geschichtenlesens und -erzählens, um uns in die Vergangenheit, Gegenwart und mögliche Zukunft der Industrie-Kultur-Landschaft Vogtland zu versetzen.
Wir beginnen das Seminar mit einem zweitägigen Workshop vor Ort, um die lokale industriekulturelle Landschaft des Vogtlandes kennen zu lernen. Dabei wenden wir die Methode des "situated writing" an, die von der Autorin Cordula Daus angeleitet wird. Im Schreiben an und mit einem Ort werden spezifische Qualitäten von Räumen erfahrbar und die Beziehung zum eigenen Körper thematisiert. Diese Praxis hilft uns, Orte zu erkunden und neue Wege für das eigene Schreiben zu entwickeln. Im gemeinsamen Lesen der Texte entstehen neue Verbindungen zwischen belebter und unbelebter Materie, zwischen dem, was nicht mehr da ist und dem, was sich neu ankündigt.
Im weiteren Verlauf des Seminars werden ein Ort und ein/e Zeitzeug*inn gewählt, die auf besondere Weise mit der Industrie-Kultur-Landschaft des Vogtlandes verbunden ist. Mithilfe von Leitfaden gestützten Interviews werden die Geschichte und Geschichten des Vogtlandes dokumentiert und abschließend zu einem Audio-Essay bzw. zu Audionotizen verarbeitet. |