Beschreibung |
Einführung
For the world is moving, everywhere and everything, without exception, is rhythm, [1], - die Welt ist in Bewegung, alles und überall ist Rhythmus -, innerhalb und außerhalb unserer Körper, Grenzen sind durchlässig, Be- und Abgrenzungen wandeln sich. Mit jedem Atemzug nehmen wir eine Vielzahl von Partikeln aus der uns umgebenden flüchtigen Atmosphäre auf. Die Proteine in unseren Zellen sind durch die thermische Bewegung der Atome und Moleküle ständig in Bewegung. Neben diesem schnellen und ungeordneten Zittern finden in der Zelle auch langsamere Bewegungen wie das Öffnen und Schließen von Proteinen statt. Dies ist die Grundlage allen Lebens, des menschlichen wie des nichtmenschlichen, das wir auch in einer Vielzahl soziopolitischer Rhythmen organisieren. Oder stellen wir uns die haptisch-visuellen Rhythmen der Rinde vor, die eine der Ausdrucksformen des Lebensrhythmus des Baumes sind. Ein paar Meter unter der Erde sind seine Wurzeln vielleicht fest mit dem Gestein verbunden, Produkte geologischer Rhythmen, die sich ständig verändern, aber weit jenseits der menschlichen Wahrnehmung liegen.
In diesem Projektmodul untersuchen wir Rhythmus sowohl als Phänomen als auch als Träger, der in der Lage ist, sich zwischen verschiedenen Sinnen, mentalen Modi, Denkweisen und Bedeutungsproduktionen zu bewegen. Durch den Einsatz erweiterter klanglicher Praktiken setzen wir die grundlegende Auseinandersetzung mit der Tatsache fort, dass keine Lebensform und keine unserer menschlichen Praktiken ohne die Beziehungsgefüge ihrer Umgebung(en) zu begreifen ist. Ob künstlerisch, gestalterisch, natur- oder geisteswissenschaftlich, akademisch oder nicht akademisch. Was kann geschehen und entstehen, wenn wir beginnen, konsequent in wechselseitigen Verbindungen zu denken, wenn wir ökologisches Denken anwenden und Rhythmusanalyse betreiben?
Methode
Ausgehend von Henri Lefebvres Anspruch, eine neue Wissenschaft begründet zu haben, ”a new field of knowledge [savoir]: the analysis of rhythm; with practical consequences”2, beginnen wir mit der Untersuchung ihrer aktuellen Möglichkeiten. Wir wollen herausfinden, wie sie Denken und Praxis beeinflusst. Die Methode unserer Untersuchung bewegt sich wiederum spiralförmig zwischen Praxis und Theorie. Wir konzentrieren uns auf Weimar, seine Infrastrukturen und Texturen und die ihnen zugrunde liegenden menschlichen und nicht-menschlichen Beziehungsgefüge. Durch In-situ-Praktiken der Rhythmusanalyse und -kartierung, wie Listening, Sounding, Somatik, Aufmerken/Wahrnehmen/ Noticing, Notieren, Aufzeichnen, Aufnehmen und Reading Camps, wollen wir einige Zonen des Zusammenlebens in Weimar erkunden, die sich nicht unbedingt innerhalb der ersten Schicht der Resonanzen der Stadt finden lassen. Wir werden uns auch mit der Unterbrechung, der Lücke, der Pause und Stille, sowie Formen und Politiken des Ausruhens beschäftigen.
Ziele
Das übergreifende Ziel des Sommersemesters ist eine Ausstellung zur Summaery, gemeinsam mit den anderen Studierenden des Bereichs ”Sound”. Im Kurs wird eine Gruppenarbeit entwickelt werden, die Teil dieser Ausstellung sein wird. Parallel dazu wird die gleiche Aufmerksamkeit der Betreuung und dem Tutorium der individuellen Arbeiten gewidmet, sowohl der Projekte, die im Wintersemester begonnen wurden, als auch der potenziellen neuen Projekte, die Teil der Ausstellungen und Veranstaltungen der Abteilung „Sound” werden sollen.
Weitere Informationen
Der Unterricht im Projektmodul findet gemeinsam mit der Kuratorin, Radio- und Klangkünstlerin Florencia Curci florenciacurci.xyz statt. Yue Wang leitet einen Workshop-Block. Zu den Gästen während des Semesters gehört die Klangkünstlerin Kathy Kennedy https://kathykennedy.ca/
Workshops und andere Events mit eingeladenen Gästen. der Projektmodule „Rhythmical Zones” und „Sonar, Sanar y Soñar – Klang, Heilung und Träume” finden zum Großenteil in Kooperation statt
Für alle Teilnehmer:innen des Projektmoduls, die noch nicht die Audioeinführungen Audio Tools 1 u./o. 2 (ehemals Audiobaukasten), absolviert haben, bzw. parallel belegen oder vergleichbare Fähigkeiten in der selbständigen Projektarbeit mit Audiotechnologien besitzen, bietet der Sound-Bereich jetzt Block_Module zu den Themen: Aufnahmetechnik; DAW, Sessionmanagement & Montage; Mischung; Wiedergabe & Monitoring an, die von den Studierenden der Projektmodule nach Bedarf belegt werden können
[1] Eleni Ikoniadou, ”What is Rhythm and What Can it Do?” (2018), What If It Won’t Stop Here? Archive Books 2018 2 Lefebvre, Henri. Rhythmanalysis: Space, Time and Everyday Life. Translated by Stuart Elden and Gerald Moore. London: Continuum, 2004
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Literatur |
ausgewählte. Quellentexte für den Kurs: / selected Source texts for the course:
- Lefebvre, Henri. Rhythmanalysis: Space, Time and Everyday Life. Translated by Stuart Elden and Gerald Moore. London: Continuum, 2004.
- Lyon,Dawn. ”What is Rhytmanalysis?” London: Bloomsbury Academic, 2019.
- Ikoniadou,Eleni. ”The Rhythmic Event, Art, Media and the Son-ic”, Cambridge, MA: The MIT Press, 2014.
- Ikoniadou,Eleni. ”What is Rhythm and What Can it Do?”, What If It Won’t Stop Here? Archive Books, 2018.
- Westerkamp, Hildegard. ”The Disruptive Nature of Listening: Today, Yesterday, Tomorrow.” In Sound, Media, Ecology, edit-ed by Milena Droumeva and Randolph Jordan, 45–62. Southampton: Palgrave Studies in Audio-Visual Culture, 2019.
- Clément,Gilles. The Manifesto of the Third Landscape”, TransEuropeHalles, https://www.teh.net/resources/manifesto-of-the-third-landscape/
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