Beschreibung |
Die Futures Studies befassen sich mit der systematischen Erforschung möglicher, wahrscheinlicher und erwünschter Zukünfte unter Einbeziehung von Weltanschauungen und Mythen (Sohail Inayatullah). Zu ihren Vorläufern gehören Prophezeiung und Utopie, die Philosophie der Aufklärung, die Statistik und das Versicherungswesen sowie Strategie und Planung. Als eigenständige Wissenschaft entstanden die Futures Studies am Ende der 1940er Jahre etwa zeitgleich in den USA und Europa. Mit der Beschleunigung der ökologischen Katastrophe seit den 1970er Jahren, der Globalisierung und den durch die Digitalisierung eingeleiteten gesellschaftlichen Transformationsprozessen hat die Zukunftsforschung allgemein an Bedeutung gewonnen.
Interdisziplinarität // Der Zukunftsforscher Victor Vahidi Motti definiert die Futures Studies als eine Kunst und Wissenschaft, bei der Imagination und Kreativität für die Gestaltung möglicher Zukünfte eine bedeutende Rolle spielen (2022). Alle Zukunftsthemen sind komplex, sie erfordern daher die Zusammenarbeit und den Austausch verschiedener Fachbereiche. Die verschiedenen Methoden greifen auf Wissen der Psychologie, Soziologie, Anthropologie, Ethnologie, Mathematik, Statistik, der Geschichte und Narratologie zu. Da menschliches Handeln grundlegend auf die Zukunft hin ausgerichtet und in irgendeiner Hinsicht gestaltend ist, besteht eine große Schnittmenge mit dem erweiterten Verständnis von Design als Problemlösung, wie ihn Herbert A. Simon formuliert hat (Simon 1981), und der in sich schon die Zukunftsorientierung enthält. In der spekulativen Dimension treffen sich die Futures Studies mit der Science Fiction und dem spekulativen Design, ihr emanzipativer Anspruch verbindet sie mit dem kritischen Design.
Lernziele // Das Hauptziel der Lehrveranstaltung besteht darin ein grundlegendes Verständnis von Komplexität zu vermitteln und Wege des Umgangs mit Komplexität aufzuzeigen. Darüber hinaus lernen Studierende die allgemeine Bedeutung von Erzählungen kennen und sind in der Lage, Erzählungen methodisch einzusetzen sowie Möglichkeiten und Grenzen des Erzählens einzuschätzen. Historisches, spekulatives und kritisches Denkens wird zusammen mit methodischem Handeln eingeübt und zielt auf eine erweiterte Zukunftskompetenz ab.
Didaktisches Konzept // Das Lehrveranstaltung besteht aus Vorlesung und Übung, der Schwerpunkt liegt auf Theorien und Methoden für die Entwicklung alternativer Szenarios. |
Literatur |
Dunne, Anthony and Fiona Raby (2013), Speculative everything: design, fiction, and social dreaming, MIT Press.
Förster, Marius; Saskia Hebert, Mona Hoffmann, Wolfgang Jonas (Hg. 2018), Un/Certain Futures – Rollen des Designs in gesellschaftlichen Transformationsprozessen, transcript.
Hermann, Isabella (2023), Science-Fiction zur Einführung, Junius.
Kahn, Herman, Anthony Wiener (1967) The Year 2000. A Framework for Speculation on the Next Thirty-Three Years, Macmillan.
Jonas, Hans (1989), Das Prinzip Verantwortung [1979], Suhrkamp.
Anbruch (1967) The Year 2000. A Framework for Speculation on the Next Thirty-Three Years, Macmillan.
Lanier, Jaron (2018), Anbruch einer neuen Zeit. Wie Virtual Reality unser Leben und unsere Gesellschaft verändert, Hoffmann und Campe.
Masini, Eleonora Barbieri (1993), Why Futures Studies?, Grey Seal.
Meadows, Dennis L., Donella H. Meadows, Jorgen Sanders, William W. Behrens III (1972), Limits to Growth, Universe Books.
Mitchell, Sandra (2008), Komplexitäten. Warum wir erst anfangen, die Welt zu verstehen, Suhrkamp.
Schäfer, Katharina, Karlheinz Steinmüller, Axel Zweck (Hrsg. 2022), Gefühlte Zukunft. Emotionen als methodische Herausforderung für die Zukunftsforschung, Springer.
Steinmüller, Karlheinz (Hg. 1997), WerkstattBericht 21. Grundlagen und Methoden der Zukunftsforschung, Szenarien, Delphi, Technikvorausschau, Sekretariat für Zukunftsforschung Gelsenkirchen.
Taleb, Nassim Nicholas (2010), The Black Swan. The Impact of the Highly Improbable, Penguin. |