Beschreibung |
Die Garage als kleinste räumliche Einheit hat Konjunktur: In dem 2021 erschienen Band «Garagenmanifest» von Luise Rellensmann und Jens Casper stellt sich im Titel bereits heraus, dass vier Wände mit einem Tor davor etwas manifestieren und damit dauerhaft einen Ort beziehen, der außer dem Stellplatz für das geliebte und schützenswerte Vehikel noch etwas anderes offenbart. Und diese andere Nutzung scheint weitaus interessanter zu sein – die Garage wird zum Platzhalter für ungelebte Träume, Gemeinschaft und Hobbys, die im Alltag keinen Ort finden, sondern nur in der Peripherie, an Ortsausgängen, oder in Garagenkomplexen, die in der Nähe zu Industrieanlagen liegen oder an Umgehungsstraßen. Die dauerhafte Zweckentfremdung, die das Gesetz verbietet, scheint jedoch ihr größtes Pfand: Es wird gegrillt, getrunken, getauscht, verkauft, gelagert, geprobt, gefeiert und vergessen. Die Garagen dienen als Dauer-Lager, in denen die monatliche Miete gering genug ist, um dort Dinge abzustellen, die aus der täglich umkämpften Aufmerksamkeit verschwinden sollen, um die raumnehmende Konfrontation mit ihnen zu vermeiden.
In dem Band «Garage» von Olivia Erlanger und Luiz Ortega Govela heißt es in der Einleitung: «Frank Lloyd Wright invented the garage when he moved the automobile out of the stable into a room of its own. Steve Jobs and Steve Wozniak (allegedly) started Apple Computer in a garage. Suburban men turned garages into man caves to escape from family life. Nirvana and No Doubt played their first chords as garage bands. What began as an architectural construct became a cultural construct. In this provocative history and deconstruction of an American icon, Olivia Erlanger and Luis Ortega Govela use the garage as a lens through which to view the advent of suburbia, the myth of the perfect family, and the degradation of the American dream.»
Das Seminar geht dem derzeitigen Hype um die Garagen nach und sucht gleichzeitig nach einem Platz in der Garage, der noch nicht gedanklich vollgeräumt ist. Das Seminar unternimmt eine Tages-Exkursion mit der Forschungswerkstatt «Dimensionen des ruhendenden Verkehrs» in die Ausstellung #3000 Garagen zum Kulturhauptstadtjahr in Chemnitz. Außerdem besuchen wir die Tagung «Dimensionen des ruhenden Verkehrs. Design, Planung, Theorie, Kritik», die vom 26. Bis 28. Juni 25 in Weimar stattfindet. |