| Beschreibung |
Die Arbeit des Instituts Forensic Architecture an der Goldsmith University basiert auf der Analyse von räumlichen, architektonischen und medialen Spuren, um Beweise für rechtliche, politische oder aktivistische Zwecke zu generieren. Ebenso zeigt Forensic Architecture auf, wie die materielle Inskription von Gewalt mithilfe von Forensik übersetzt und für eine Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann. Ein bekanntes Beispiel der Arbeit von Forensic Architecture ist der Fall des Left-to-Die-Boat von Charles Heller und Lorenzo Pezzani. Anhand unterschiedlicher GPS- und Überwachungs-Signale von Schiffen, sowie materieller Evidenzen rekonstruierten sie einen Fall aus dem Jahr 2011, in dem 63 Geflüchtete auf dem Weg über das Mittelmeer nach Europa ihr Leben verloren. Obwohl ihre Präsenz von unterschiedlichen Einheiten zuständiger bzw. verantwortlicher Behörden registriert wurde, gab es nahezu keine Unternehmungen, um das umhertreibende Schiff zu bergen, wie Pezzani und Heller nachwiesen. Das Left-to-Die-Boat zeigt, dass der Verfasstheit der Untersuchungsgegenstände oder Zeugnisse grundsätzlich keine Grenzen gesetzt sind. Selbst das Meer, das angeblich keine Spuren hinterlässt, wird mittels verschiedener Agenten und Übersetzungen zur Informationsquelle. Jegliche Form von Materie speichert die Inschrift bestimmter Ereignisse und wird so zum Archiv seiner Geschichte, was allerdings nicht bedeutet, dass jedwedes Material Beweiskraft besitzt (vgl. Schuppli 2014a: 309). Die Architektur spielt in der Forensik eine zentrale Rolle als Medium der Analyse, Fürsprache und Fürsorge. In den Untersuchungen des Instituts Forensic Architecture wird Architektur als empfindsames Zeugnis und „intelligenter Patient“ betrachtet, der Spuren von Gewalt, Zerstörung und Transformation trägt. Diese Spuren werden ästhetisch-forensisch ausgelesen, um Beweise zu generieren und Ungerechtigkeiten aufzudecken. Architektur dient dem Institut für Forensic Architecture nicht nur als physisches Objekt, sondern als Informationskontinuum, das bauliche, geologische und soziale Strukturen umfasst. Sie wird genutzt, um materielle Spuren zu analysieren und sensorische Daten zu gewinnen, die als Grundlage für rechtliche und politische Argumentationen dienen. Im Seminar schauen wir uns verschiedene Fälle an und die Methoden von Forensic Architecture. Was die Abschlussarbeit dieses Seminars sein kann, legen wir gemeinsam nach der Darlegung dieser Untersuchungsmethoden fest. |
| Bemerkung |
Wunschtermin: mi, 11:15-12:45 Uhr, Startdatum 22.10.25 Wunschraum: 002 oder 102 Geschwister-Scholl-Str. 8a, (oder Marienstraße 7b, Raum 201 oder 101) Anzahl LP: 3 |
| Zielgruppe |
Studiengang: M.Sc. A, B.Sc.A., B.Sc.U, M.Sc.U, M.Sc.EUS, M.Sc.IUDD, M.Sc.MA, M.Sc.Medienkultur, B.Sc.Medienkultur Fachsemester: 2+ |