| Beschreibung |
Blechumformung ist ein klassisches industrielles Fertigungsverfahren, bei dem Metallbleche durch Druck in dreidimensionale Formen gebracht werden – etwa durch Tiefziehen, Prägen, Stanzen oder Biegen. Solche Verfahren kommen üblicherweise bei der Herstellung von Karosserieteilen, Gehäusen, Küchenutensilien oder Verkleidungselementen zum Einsatz und setzen in der Regel komplexe und teure Stahlwerkzeuge voraus. Auf der anderen Seite ist der 3D-Druck – insbesondere im Designbereich – längst ein etabliertes Verfahren zur schnellen Herstellung von Prototypen und Kleinserien. Dies bedeutet jedoch, dass das Endprodukt aus thermoplastischem Kunststoff besteht und so auf bestimmte materielle und funktionale Eigenschaften beschränkt ist. Die Kombination beider Verfahren eröffnet neue Möglichkeiten: Werkzeuge können schnell, präzise und kostengünstig im 3D-Druck hergestellt werden, während das Endprodukt aus hochwertigem Metallblech besteht. Dadurch lassen sich nicht nur die funktionalen Eigenschaften des Metalls wie Hitzebeständigkeit, Hygiene oder Oberflächenqualität nutzen, sondern auch neue gestalterische Potenziale erschließen. Der Kurs HIGH PRESSURE widmet sich der experimentellen Erforschung dieser Kombination. Ziel ist es, die gestalterischen, technischen und materiellen Möglichkeiten und Grenzen der Blechumformung mithilfe 3D-gedruckter Werkzeuge auszuloten. Im Zentrum stehen praktische Tests: Welche Formen lassen sich aus Blech überhaupt realisieren? Wie weit kann ein 3D-gedrucktes Werkzeug belastet werden? Welche Umformtechniken eignen sich für Kleinserien oder Einzelstücke im Designkontext? In mehreren Testreihen werden wir eigene Werkzeuge entwickeln, die im CAD-Programm Rhinoceros 3D modelliert und anschließend mit dem 3D-Drucker gefertigt werden. Ergänzend kommt das Plugin Grasshopper zum Einsatz, um parametrische Entwürfe zu ermöglichen und stufenlos anpassbare Formen zu generieren. Auf diese Weise können auch hochindividualisierbare Formen erstellt und nach dem Konfiguratorprinzip angepasst werden. Die Auseinandersetzung mit dem Material steht dabei im Mittelpunkt. Blech und 3D-Druck sind nicht nur Mittel zum Zweck, sondern gestalterische Komponenten, die bewusst inszeniert und eingesetzt werden. Das Kursziel ist die Entwicklung eines eigenen, kleinen Produkts aus Blech, das auf Basis eines selbst entworfenen, 3D-gedruckten Werkzeugs geformt wurde – und so sowohl konzeptionell als auch formal das Verhältnis zwischen digitaler Konstruktion, physischer Belastung und materialgerechter Gestaltung thematisiert. Der Kurs vermittelt grundlegende Kenntnisse über Anforderungen an den Formenbau, etwa zu Entformbarkeit, Biegeradien oder Umformtiefe. Gleichzeitig werden vorhandene CAD-Kenntnisse in Rhinoceros 3D vertieft, erste Erfahrungen mit Grasshopper ermöglicht und der praktische Umgang mit FDM-3D-Druckern geschult. Vorausgesetzt werden grundlegende Kenntnisse in Rhinoceros 3D sowie erste Erfahrungen im Umgang mit 3D-Druckern. Vorkenntnisse in der Blechbearbeitung oder im Umgang mit Grasshopper sind nicht erforderlich. Eine abgeschlossene Werkstatteinführung für die Metallwerkstatt ist verpflichtend, da ein Großteil der Arbeit vor Ort stattfindet. Ein eigener Laptop mit installierter CAD-Software wird dringend empfohlen; ein eigener 3D-Drucker ist hingegen nicht notwendig. |