Das Textile ist die Urform des Räumlichen und unsere unmittelbarste schützende Haut. In nomadischen Kulturen wurden daraus raumbildende Hüllen, die gemeinschaftliche Räume aufspannen und in der Evolution der Architektur vom Zelt über die Urhütte zum Gebäude führten. Alison und Peter Smithson beschreiben in ihrem Aufsatz Winden und Binden verschiedenste Ausdrucksformen des Textilen, von der Kleidung bis zum Städtebau. Textile Räume sind gesellschaftlich anschlussfähig und erlauben soziale Teilhabe. Zwischen minimiertem Materialeinsatz und Opulenz verknüpfen sie Komfort, Schutz und Ausdruck. Heute ist das Textile durch sich ändernde Produktionsprozesse, Ansprüche an Materialkreisläufe und ungleichen Zugang zu Ressourcen in einem gesellschaftlichen und gestalterischen Spannungsfeld, in das wir alle eingebunden sind. Als Fortsetzung der "Gebäudegewebe" aus dem letzten Semester wollen wir im Wintersemester an den Schnittstellen zwischen Textil, Architektur und Gesellschaft ansetzen, um zusammen eine große Installation zu entwickeln, die wir anlässlich des 8. Symposiums für Baukulturelle Bildung zum Thema "Textiles" im März 2026 im Egon-Eiermann-Bau in der Textilstadt Apolda umsetzen. Das Raumgewebe wird dabei zum Vermittler von Architektur und Gestalt, zum Träger von Kulturtransfers an den Zwischenbereichen textiler Disziplinen und sozialer Räume. Verschiedene Gastbetrage werden den Prozess mit Workshops und Vorträgen anreichern. Das Seminar besteht aus zwei-wöchentlichen, das Semester begleitenden Terminen sowie einem Blockseminar zur Erarbeitung der Installation. |