Was noch?
… zu sagen wäre - und in der Kulturtechnik der Mitschrift reflektiert werden soll.
Die Ringvorlesung im Einführungskurs 2022 des Master-Studienganges Architektur bietet 11 Vorlesungen von ehemaligen oder ausscheidenden Professoren der Fakultät Architektur und Urbanistik zu architekturrelevanten Fragen der Ideengeschichte der Moderne unter dem Titel „Mythen, Märchen, Manifeste der Moderne“:
Was noch zu sagen wäre …,
was noch gesagt sein sollte …,
was hätte noch gesagt werden sollen …,
je nach Status und Perspektive des Vortragenden.
Mindestens zwei der Vorlesungen sind in einem schriftlichen oder grafischen Essay auf Basis von Mitschriften / Exzerpten zu reflektieren. Die Abgabe erfolgt bis 1.3.2023 per mail als pdf an die Vortragenden, deren Vorlesungen ausgewählt wurden.
Der Duktus des Denkens, der Vorstellungen, der Vorlesungen dient wie deren spezifischer Begriffsapparat als mögliches Rückgrat, dem sich die Mitschrift anverwandelt. Die dabei aufgegriffenen Argumente werden dabei sowohl in den Wortschatz adoptiert als auch kritisch hinterfragt und dienen zugleich als Anregung, bisherige Erfahrungen neu zu kontextualisieren.
Mythen, Märchen und Manifeste scheint eine dahingeworfene Floskel, ein Dreiklang, ironisierend historische Schwergewichte nachäffend, wie das vitruvianische Leitbild von Schönheit, Nützlichkeit und Festigkeit oder die Trias von Typos, Topos und Tektonik der Architekturkritik. Bei genauerer Betrachtung lässt sich jedoch auch ein Prozess in dem Dreisprung entdecken, der Mustern des Wahrnehmens und Weitergebens mit wechselnder Schärfe folgt. Auf den ersten Blick scheint das Manifest, der festeste, der hartnäckigste und nachhaltigste Begriff unter den Dreien zu sein. Bei genauerer Betrachtung gewinnt das vermeintlich weiche Format – nämlich die Mythen reflektierenden Märchen immer mehr an Kraft durch die stetig zunehmende Zahl von Nacherzählungen und Interpretationen. Vorausschauend auf die Vorlesungsinhalte könnte man jetzt schon konstatieren: das Weiche ist das Harte, wie das Leichte das Schwere, das Billige das Teure und schließlich das Einfache das Komplizierte ist, das nur selten erreicht wird.
Erster Termin: 26.10., 19:00 Uhr, Einführung durch Prof. Bernd Rudolf |