Das ehemalige Sommerfrische-Haus Bräutigam im Schwarzatal diente seit seiner Errichtung im Jahr 1907 bis in die 1990er Jahre als Gästehaus. Nach fast drei Jahrzehnten Leerstand arbeitet der gemeinwohlorientierte Verein Haus Bräutigam seit 2019 an der baulichen Instandsetzung des Hauses. Der Verein wurde von einer Gruppe wissenschaftlicher Mitarbeiter:innen aus der Fakultät Architektur und Urbanistik initiiert und engagiert sich für die nachhaltige Entwicklung der Region, für modellhaften Um- und Selbstbau, zirkuläre Prozesse und nachhaltige, regionale Baustoffe. Das Haus Bräutigam ist Teil der IBA Thüringen, die 2023 ihren Abschluss findet.
Da das Haus in Bezug auf seine räumlichen und technischen Ausbauten bisher weitgehend unbestimmt ist, kann der Umbau des Hauses experimentell und praxisbezogen entwickelt werden. Das Haus dient als Ort gemeinschaftlichen Lernens und seine Transformation wird zum Lehrplan: In Kooperation mit dem Verein, Expert:innen aus Handwerk und Wissenschaft und lokalen Akteur:innen wird das Haus Bräutigam zu einem interdisziplinären Labor für experimentelle (Um)Baupraxis.
Ausgehend von der historischen Konstruktion des römischen Opus signinum, der Tonscherben und zermahlene Keramik als Zuschlagstoffe enthielt, soll in diesem Seminar ein möglichst aus lokal verfügbaren Materialien hergestellter Terrazzofußboden für das Haus Bräutigam entwickelt werden. Das angeeignete Wissen zur Eignung von Rezyklaten und regional verfügbaren, vorgefundenen Baustoffen für die Terrazzoherstellung, zu Bautechnik und Selbstbau soll in eine How-to-Anleitung überführt und somit an Interessierte vermittelt werden.
Ziel der Blockseminarreihe ist die Auseinandersetzung mit den baustofflichen Eigenschaften verschiedener regional verfügbarer und rezyklierter Baustoffe bis zur Gestaltung und baupraktischen Ausführung eines Terrazzofußbodens. Die Studierenden setzen sich forschend mit Materialeigenschaften und handwerklichen Methoden auseinander und erarbeiten sich kritisch und selbständig ein Verständnis von regionalen Materialkreisläufen und zukunftsfähigen Bauweisen. |