„Wir müssen wieder hungrig auf Investitionen werden.” So beschrieb Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung unlängst die Notwendigkeit zum schnelleren Bau von Wohnungen vor dem Hintergrund einer drohenden Wohnungsknappheit in der wachsenden Stadt.
Aber ist dieser „Hunger auf Investitionen” wirklich eine zielführende Maßnahme im Kampf gegen steigende Mieten und fehlenden Wohnraum? Zumindest die Sorge vor einer quantitativen Wohnungskrise ist in der wachsenden Stadt Leipzig nachvollziehbar. Keine andere deutsche Großstadt ist in den letzten Jahren so rasant gewachsen wie die sächsische Metropole. Und dieser Trend soll anhalten: Während vielen ost- aber auch westdeutschen Kommunen in den folgenden Jahren eine negative Bevölkerungsentwicklung vorausgesagt wird, soll die Stadt Leipzig bis 2040 weiter auf bis zu 700.000 Bewohner:innen anwachsen.
Diese demografischen Entwicklungen lassen den Wohnungsmarkt nicht unberührt. Mit dem jährlichen Monitoringbericht Wohnen der Stadt ist es möglich, die Veränderungen auf dem Wohnungsmarkt kleinräumig zu beschreiben und zu analysieren. Hierbei sind insbesondere in den zentrumsnahen Gebieten nicht nur sehr hohe Mieten zu beobachten, sondern auch hohe Mietpreissteigerungen. Besonders offensichtlich wird dies im Kolonnadenviertel im Zentrum-West in Leipzig, das uns als Untersuchungsraum für das innerstädtische Wohnen in der wachsenden Stadt dient.
Das Kolonnadenviertel, das sich direkt westlich an den Innenstadtring anschließt, ist geprägt von der denkmalgeschützten und namensstiftenden Kolonnadenstraße, eine Altstadtplatte der späten 1980er Jahre der DDR. Aufgrund hoher Kriegszerstörungen bei gleichzeitigem Verfall der Altbausubstanz ist über diese Straße hinaus ein großer Anteil an Geschosswohnungsbau aus der Nachkriegszeit zu beobachten, der kommunal wie genossenschaftlich verwaltet wird. Zudem zeigt die Stadt Leipzig mit dem „Leipziger Bündnis für bezahlbares Wohnen” und dem „Netzwerk Leipziger Freiheit” quartiers- wie akteursübergreifend Interesse an einer gemeinwohlorientieren Wohnungspolitik. Mit der Errichtung seines Headquarters sowie einiger Neubauprojekte vor Ort, taucht nun jedoch auch der private und finanzdominierte Wohnungsmarktakteur Quarterback Immobilien auf dem bereits angespannten Wohnungsmarkt im Kolonnadenviertel auf.
Vor dem Hintergrund dieser gesamtstädtischen wie quartiersbezogenen Herausforderungen leiten uns im Rahmen des Planungsprojektes folgende Fragen: Wie kann im Hinblick auf die demografischen wie ökonomischen Entwicklungen das innerstädtische Wohnraumangebot im Kolonnadenviertel nachhaltig gestaltet werden? Welchen Anteil haben daran die verschiedenen Wohnungsmarktakteure? Wie sind Bestand und Neubau in dieser Diskussion zu bewerten? Welche Rolle nimmt der Denkmalstatus einiger Wohngebäude in der langfristigen Bereitstellung von Wohnraum ein? Und wie sind diese Entwicklungen in den gesamtstädtischen Wandel auf dem Wohnungsmarkt einzuordnen?
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