Beschreibung |
Von Kritik ist seit einiger Zeit vermehrt im Gestus ihrer Verabschiedung die Rede. So wird ihrer dauernden Inanspruchnahme misstraut, ihre Besserwisserei angeprangert, ihre Wirkungslosigkeit vorgeführt und nicht zuletzt vor ihren Legitimationsdefiziten gewarnt. Auch Vorwürfe wie Dogmatismus, Distanziertheit oder Fixierung aufs Negative werden erhoben; ebenso wie der Verdacht, sie sei zum Trainingsfall fürs Kritisierte geworden.
Anlass genug für einige Rückfragen: als ›Kritik der Kritik‹ zum Beispiel – wenn darunter nicht zuerst Beurteilungen oder Bewertungen (von Personen, Gruppen oder Bewegungen) verstanden werden, sondern das Interesse an Modellen, Konzepten und Begriffen bestimmter Kritikformen. Ziel des Seminars ist es, einen Blick in die ›Betriebssysteme‹ kritischer Diskurse zu werfen. Statt einer Empirie von Kritik steht also die Reflexion ihrer Formierungen und Modalitäten im Vordergrund. Wie sind kritische Diskurse aufgebaut? Welche Leitdifferenzen organisieren sie? Nach welchen Mustern funktionieren ihre Interventionen? Welche Voraussetzungen sind ihnen eingeschrieben, damit sie hervorgebracht, geregelt oder durchgeführt werden können?
Im Zentrum der wöchentlichen Sitzungen wird die Diskussion ausgewählter Texte stehen: u.a. von Roland Barthes, Judith Butler, Ève Chiapello, Michel Foucault, Max Horkheimer, Rahel Jaeggi und Martin Saar. Aber auch literarische Figuren wie Bartleby und Oblomow sollen ihre Auftritte bekommen.
Das Seminar ist auf 2 Semester angelegt; kann aber auch einsemestrig besucht werden! Es ist für alle Studiengänge und Fakultäten geöffnet. |