„Das Münchner Olympiagelände ist das in aller Welt wahrgenommene architektonische Symbol für die geistige Freiheit und die heitere Offenheit, die sich die Deutschen nach Diktatur und Krieg erarbeitet haben. Man könnte die Olympiabauten also als das eigentliche Wahrzeichen der Bundesrepublik bezeichnen.“
Gottfried Knapp
Der Olympiapark in München ist der wichtigste architektonische Beitrag Deutschlands zur Weltarchitektur im 20. Jahrhundert. Die Offenheit des einzigartigen Städtebaus wurde erst durch das einmalige Zusammenspiel der unterschiedlichen Disziplinen möglich. Von der Verkehrsplanung und der Landschaftsarchitektur, über die Tragwerksplanung, Signaletik und Lichtplanung bis zur Architektur wurde der Olympiapark zu einem Gesamtkunstwerk entwickelt.
Im Schatten des Parks und der Einzelarchitekturen ist der Städtebau bislang jedoch weniger beachtet worden. Der Olympiapark mit dem olympischen Dorf und der Medienstadt ist ein einzigartiges städtebauliches Experiment der Moderne. Durch die konsequente Trennung in eine Auto- und eine Fußgängerebene entsteht eine vollständig von Autos befreite Fahrrad- und Fußgängerwelt. Brücken überspannen die Stadtautobahn und verbinden ideal die unterschiedlichen Teile des Parks. Unterschiedliche Wohntypologien als Scheiben, Teppiche oder Punkthochhäuser bilden ein ungewöhnliches Ensemble. Jede Wohnung besitzt entweder einen eigenen Garten oder eine übergroße Terrasse als privaten Rückzugsbereich mitten in der Stadt. Parallel wurde der Olympiapark mit Events, Konzerten und nach wie vor durch Sportveranstaltungen zu einem der öffentlichsten und meistgenutzten Parks Münchens.
Es ist ungewöhnlich, mit welcher Selbstverständlichkeit sich diese außergewöhnliche Stadtlandschaft mit ihren Brücken in den Stadtkörper Münchens platziert hat und genauso wie die Altstadt oder die gründerzeitlichen Viertel Teil der Stadt geworden ist.
Wir wollen in diesem Semester in einem Blockseminar die Übergänge zwischen den Innen- und Außenräumen, zwischen öffentlichem und privatem Bereich mittels Zeichnungen und in Fotografien untersuchen. Ziel ist es, einen Atlas der Übergänge zum öffentlichen Raum zu erarbeiten, der aufzeigt, wie dieser öffentliche Raum konstituiert wird. Dazu findet als verpflichtender Teil des Seminars eine Exkursion nach München statt. Nach der zeichnerischen und textlichen Ausarbeitung werden die Arbeiten mit einer Ausstellung zum Semesterende präsentiert. |