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WiSe 2024/25

Medien des Antisemitismus - Einzelansicht

  • Funktionen:
Grunddaten
Veranstaltungsart Seminar SWS 2
Veranstaltungsnummer 424250012 Max. Teilnehmer/-innen
Semester WiSe 2024/25 Zugeordnetes Modul SM "Medienanthropologie"
Erwartete Teilnehmer/-innen
Rhythmus
Hyperlink  
Weitere Links Professur Europäische Medienkultur
Termine Gruppe: [unbenannt]
  Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Raum-
plan
Lehrperson Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer/-innen
Einzeltermine anzeigen
Mi. 17:00 bis 18:30 wöch. von 23.10.2024  Berkaer Straße 1 - Seminarraum 003      
Gruppe [unbenannt]:
 
 


Zugeordnete Person
Zugeordnete Person Zuständigkeit
Krivanec, Eva, Jun.Prof., Dr.phil. Mag.phil.
Studiengänge
Abschluss Studiengang Semester Leistungspunkte
B. A. Medienkultur (B.A.), PV2022 - 3
B. A. Medienkultur (B.A.), PV 2023 - 3
Zuordnung zu Einrichtungen
Europäische Medienkultur
Fakultät Medien
Inhalt
Beschreibung

„Der Bankier wie der Intellektuelle, Geld und Geist, die Exponenten der Zirkulation, sind das verleugnete Wunschbild der durch Herrschaft Verstümmelten, dessen die Herrschaft sich zu ihrer eigenen Verewigung bedient.” schreiben Theodor W. Adorno und Max Horkheimer (mit Leo Löwenthal) im Sommer 1943 im fünften und letzten Kapitel der Dialektik der Aufklärung und beschreiben so – inmitten der Judenvernichtung in Europa – den Antisemitismus sowohl in psychoanalytischen wie auch in marxistisch-kapitalismuskritischen Termini als Herrschaftsinstrument und als spezifischen Affekt, der strukturell von Rassismus und anderen Überlegenheitsaffekten zu unterscheiden ist. Das Seminar wird sich nach einer ersten theoretischen Annäherung an das Phänomen und die Funktionsweisen des Antisemitismus in ihrer longue durée vor allem den spezifischen Medien widmen, die der Antisemitismus im Lauf der Geschichte benutzt und hervorgebracht hat, um eine im wesentlichen unsinnliche Differenz zu markieren, zu naturalisieren und im Faschismus, wie Adorno sagt, zur „Gegenrasse”, zum „negativen Prinzip” schlechthin zu stilisieren. Antijüdische Mythen, Zerrbilder und Stereotypen, die sich bereits in der Antike herausbildeten, wurden vom entstehenden und abgrenzungsbedürftigen Christentum übernommen und zur jüdischen „Kollektivschuld” am Tod Christi systematisiert. Im Mittelalter waren es etwa die Regelwerke der Zünfte oder religiöse Vorschriften, die Christen die Zinsnahme verboten, die zum systematischen Ausschluss der Juden aus vielen Berufen und zur Fixierung des Stereotyps des „Wucherjuden”, also die auch von Adorno angesprochene Assoziation von Juden und Geld, führten. Dazu kam ab etwa 1200 die räumliche Ausgrenzung der Juden und Jüdinnen in Ghettos oder Judengassen und ihre Markierung mittels Kleidervorschriften. Um 1800 bildeten Juden und Jüdinnen die größte nichtchristliche Minderheit in den meisten mitteleuropäischen Staaten, sie gehörten großteils der Unterschicht an und waren von permanenter Ausgrenzung und wiederkehrenden Pogromen betroffen. Im Zuge der Verbreitung der Ideen der Aufklärung wurden, 1781 im Habsburgerreich das sog. „Toleranzpatent” erlassen und 1791 im post-revolutionären  Frankreich Juden und Jüdinnen erstmals die vollen Bürger*innenrechte zugestanden. Zugleich mit dem aufklärerischen Toleranzbestreben tritt aber auch ein wissenschaftlicher, im Sinne einer sozialdarwinistischen Rassenlehre argumentierender Antisemitismus auf den Plan, der eine Menge neuer Medien nutzt und hervorbringt. Dies reicht von Silhouetten und Scherenschnitten in der Physiognomik Johann Caspar Lavaters, den Schädelvermessungen und rassenanthropologischen Fotografien in der Rassenkunde des 19. und 20. Jahrhunderts, der Karikatur in der populären Publizistik, der Figur des ruhelosen und illoyalen „ewigen Juden” in der Literatur, hin zu einer antimodernistischen Kulturkritik, die künstlerische Werke von Juden und Jüdinnen, sei es in der Musik, in der bildenden Kunst, am Theater oder in der Literatur als unmoralisch, scham- und traditionslos, letzlich „entartet” brandmarkte. Im Lauf des 19. und frühen 20. Jahrhunderts eskalierte die antisemitische Ideologie hin zu einem immer klarer benannten Vernichtungswillen. Dieser wurde von den Nationalsozialisten und einigen befreundeten faschistischen Regimen unter weitreichender Mitwirkung der Mehrheitsbevölkerung in die industriell organisierte Tat umgesetzt. Der Antisemitismus als kulturelle Prägung und Weltanschauung war aber natürlich mit dem Sieg der Alliierten 1945 nicht abgeschafft. Er wandelte sich und konnte sich neue Wege der (verdeckten) Artikulation und Verbreitung schaffen – auch um die Medien der Camouflage und der Einbettung des „Antisemitismus ohne Antisemiten” nach 1945 soll es im Seminar gehen.

Literatur

Theodor W. Adorno / Max Horkheimer: Elemente des Antisemitismus, in: Dies., Dialektik der Aufklärung, Philosophische Fragmente, Frankfurt a.M.: Fischer TB 2000, S,204-253; Werner Bergmann: Geschichte des Antisemitismus, München: Beck 62020; Lea Hagedorn, Marina Münkler, Felix Prautzsch (Hg.): Schmähung – Provokation – Stigma. Medien und Formen der Herabsetzung, München / Berlin: Deutscher Kunstverlag 2023; Max Czollek: Desintegriert euch! München: Hanser 22020.

Voraussetzungen

Interesse an differenzierter Auseinandersetzung und Selbstreflexion; Interesse an theoretischen und historischen Zugängen zum Thema 

Leistungsnachweis

Hausarbeit in einem der SE des Studienmoduls; schriftlicher Kurzessay bei Abgabe der Hausarbeit im anderen SE; Moderation und mündliche Mitarbeit

Zielgruppe

BA MK/EMK, je nach Auslastung offen für Studierende anderer Fakultäten


Strukturbaum
Die Veranstaltung wurde 1 mal im Vorlesungsverzeichnis WiSe 2024/25 gefunden:
Medienanthropologie  - - - 1

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