Wohnungspolitik in Deutschland ist als eine Reaktion auf Krisen konzipiert, mit der punktuell auf vermeintlich nachfrageinduzierte und kurzfristige Knappheiten an bezahlbarem Wohnraum reagiert wird. Immer wieder in solch „neuen“ Wohnungskrisen erlebt die Wohnungspolitik eine Renaissance, kommt es zu sozialen Konflikten um das Wohnen und zur Diskussion über Strategien, diesen zu begegnen. Überlagert werden solche Diskurse um die Wohnungsversorgung von jeweils historisch und gesellschaftlich spezifischen Bedingungen, die die Wohnungskrisen flankieren, verursacht haben oder sie verstärken – vor einigen Jahren beispielsweise die Finanzkrise oder gegenwärtig Klima- oder Energiekrise. Stets aber lassen sich drei wesentliche Strategiebündel identifizieren: individuelle oder gemeinschaftliche Coping-Strategien, baulich-technische oder planerische Lösungen und regulative staatliche Maßnahmen, die die Organisation der Wohnungsversorgung und deren Kostenverteilung neugestalten.
Mit einer historisch vergleichenden Perspektive kompiliert und befragt dieses Seminar vor dem Hintergrund aktueller Diskurse um die Transformation des Wohnens, der Stadtentwicklung und Wohnungspolitik gegenwärtige Strategien und Diskurse zur Wohnungsfrage hinsichtlich ihrer historischen Wurzeln und Zukunftsfähigkeit. Dabei zielt das Seminar zugleich darauf ab, methodische Ansätze und Forschungsperspektiven für die Erforschung dieser Strategien zu entwickeln.
Das Seminar findet als Teil und in Vorbereitung des bundesweiten Projekts „Fachlicher Nachwuchs entwirft Zukunft" statt, in dem Studierende hochschulübergreifend und interdisziplinär jedes Jahr in einer Winterschule Planungsthemen der Zukunft bearbeiten. Eine Teilnahme an der Winterschule vom 9. bis 14. März 2025 in Stuttgart wird für drei Studierende aus dem Seminar zusätzlich möglich sein. |