Stadt- und Gesellschaftstheorie
Die Herausforderungen der sozial-ökologischen Krise sind immens und stellen zentrale Strukturen moderner Gesellschaften in Frage. Inwieweit können und sollen wachstumsbasierte Produktions- und Konsumnormen aufrechterhalten werden? Nach welchen Gemeinwohlzielen sollten sich Transformationsprozesse ausrichten und wessen Interessen sollten dabei besonders geachtet werden? Angesichts dieser verteilungspolitischen Implikationen ist es nicht verwunderlich, dass die Konflikte um Transformationsprozesse zunehmen. Gleichzeitig zeigen sich Phänomene einer Demokratiekrise. Rechtsautoritäre Gruppen und Parteien knüpfen in ihrer Kritik an pluralistisch-demokratischen Institutionen an diese Krisenphänomene an und verschärfen sie zugleich. Auf der anderen Seite des Konfliktspektrums verbinden Akteur*innen der sozialen Bewegungen die Forderung nach (Klima-)Gerechtigkeit mit der Forderung nach Ausweitung und Intensivierung demokratischer Aushandlungsprozesse.
Im Vordergrund des Seminars steht die intensive Diskussion aktueller Fachzeitschriftenartikel. In der ersten Semesterhälfte diskutieren wir Demokratietheorien. Dabei reflektieren wir demokratische Ansprüche an Planungsprozesse und darin eingebettete Beteiligungsverfahren. In der zweiten Semesterhälfte beschäftigen wir uns mit sozialwissenschaftlicher Energiewendeforschung, die Fragen von Demokratie, Partizipation und Planung behandelt. Da die Energiewende eine besonders sichtbare und flächenintensive Antwort auf die Herausforderungen der Klimakrise darstellt, sind Energiekonflikte Kristallisationspunkte für Auseinandersetzungen darum, welche Interessen als legitime Interessen der Allgemeinheit anerkannt werden und welche nicht. Mit diesen Konflikten um die Energiewende setzen wir uns vor dem Hintergrund der Gleichzeitigkeit von Klima- und Demokratiekrise auseinander.
Die Lehrveranstaltung entspricht dem Seminar "Sozialwissenschaftliche Analyse und Bewertungsprozesse" in früheren und dem Seminar "Stadt- und Gesellschaftstheorie" in neueren Studienordnungen. Das Seminar ist auch für Studierende aus dem Master (Angleichstudium) geeignet.
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