Beschreibung |
Spätestens mit ChatGPT sind generative Systeme Künstlicher Intelligenz zum bestimmenden Thema in Feuilletons, Hochschulplanungsstäben und globalen Wirtschaftsunternehmungen geworden. Dabei heizt vor allem die Textproduktion sogenannter Large Language Models (LLMs) Diskussionen darüber an, ob diesen Systemen Kreativität, Erfahrung und Bewusstsein zugeschrieben werden müsse – Qualitäten also, die traditionellerweise die oder den Menschen als Subjekt auszeichneten.
Das ist umso bemerkenswerter, als LLMs nicht mehr oder weniger leisten als eine Bestimmung der statistischen Verteilung einzelner Zeichen oder Zeichenfolgen in dem Textkorpus, das dem Modell als Trainingsdatenbasis diente. Ein durch das Modell generierter Text gründet also einfach auf syntaktischen Wahrscheinlichkeiten vergangener Zeichenproduktionen. Damit besteht erstens Grund zur Frage, ob generativer KI ein Subjektstatus zugesprochen werden kann, zweitens, falls ja, wie eine solche Subjektivität beschaffen wäre und, drittens, welche Implikationen das hätte. Wer – oder was – schreibt, wenn Texte unter Beteiligung von LLMs entstehen?
Um diesen Fragen nachzugehen, widmet sich das Seminar zunächst der Theorie und Geschichte generativer KI-Systeme, um einen Überblick über deren Funktionsweisen und Ausgestaltungen zu vermitteln. In einem zweiten Schritt soll das mit subjekttheoretischen Positionen seit 1800 einerseits, mit psychoanalytischen, poststrukturalistischen und medientheoretischen Ansätzen andererseits konfrontiert werden. Ziel ist ein Subjektbegriff, der nicht immer schon den Menschen zum Zentrum hat, sondern Agentur und Autorschaft auch technischer Systeme zu adressieren vermag. |