Angesichts einer technischen Gegenwart, die sich zusehends in geradezu animistisch erscheinenden Umwelten abspielt, möchte das Seminar die Fruchtbarkeit von Walter Benjamins Werk für derartige, aktuelle Debatten aufzeigen. Zumindest zeitlebens blieb ihm die akademische Anerkennung verwehrt. Auch daher führte er ein nomadisches und prekäres Leben, betätigte sich als Essayist und Journalist, schrieb Radiostücke für Kinder und wurde zu einem der reichhaltigsten Intellektuellen der Weimarer Republik.
Seine Texte widersetzen sich tradierten wissenschaftlichen Methoden und brillieren durch ihre thematische Vielfalt. So entwirft Benjamin ein hochaktuelles Denken von Architektur, bei dem auch bürgerliche Interieurs wie die Waren der Passagen lebendig erscheinen, um Aufmerksamkeit buhlen und einen regelrecht am Ärmel ziehen. Benjamin beschreibt beeindruckend früh eine Situation, die erst durch heutige technische Entwicklungen greifbar wird und ihre volle politische Dringlichkeit entfaltet.
Im Seminar beschäftigen wir uns mit Kindheitserinnerungen, Fetischismus, Surrealismus und Haschischrauchen, mit Passagen, Interieurs und Städten wie Berlin, Neapel, Moskau. Neben besagtem inhaltlichen Fokus bietet das Seminar zugleich eine Einführung in Walter Benjamins Leben und Werk.
Geplant ist auch eine Exkursion zur Animismus-Tagung des an der Professur angesiedelten Forschungsprojektes „Animismus | Maschinismus. Konfigurationen der Kritik zwischen Wissenschaft, Kunst und Technik” im Januar. Als Prüfungsleistung ist neben einer wissenschaftlichen Hausarbeit auch eine essayistische Form nach Absprache möglich. |