Beschreibung |
Einer der ersten Filme der Filmgeschichte zeigt Arbeiter, die eine Fabrik verlassen. Wann verlässt die erste Kamera einen Bergbau-Schacht, oder zeigt das weitläufige Gelände eines stillgelegten Tagebaus? In der Filmdatenbank des Bergbau-Archivs Bochum ist die laufende Ziffer 1 der Film mit dem Titel „… bis die Kohlen wieder stimmen. Chancen und Risiken des deutschen Bergbaus“ (1975, von Josef Turecek). Es ist nicht der erste Film, der den Bergbau dokumentiert, aber einer von hunderten, die in den kommenden Jahren gedreht werden. Der Archivnummer 1 ist folgende Beschreibung hinterlegt: „Arbeiter passieren Werktor; Mann steigt in PKW; Halden; Frau mit Kind in VW-Käfer vor Kohlenhalde und Fahrt durch Industrielandschaft; Hängebank einer stillgelegten Zeche; drehende Seilscheiben; Grubenwart telefoniert mit Streb; Hobelwart bei der Arbeit; Förderturm; Fördermaschinist; statistische Angaben zur Förderung je Mann und Schicht 1957-1975; Kohle auf Brandanlagen über Tage; (…)“.
Wie zeigt der Film diese ästhetischen Motive, die den Tagebau charakterisieren? Welche fiktionalen Bilder machen hingegen den Bergbau aus, die schon immer filmisch sind – man denke nur an das Bild des Schaufelradbaggers, das in Lützerath aufgenommen wurde und als imaginäre Bedrohung durch die sozialen Netzwerke ging. Der Tagebau ist im literarischen, popkulturellen und filmischen Sinn eine überarbeitete Landschaft, die zurückgelassen wurde und ausgedient hat. Das Programm des Seminars schlägt einen weiten Bogen durch Zeiten und Landschaften. Dabei sind neben den Reisen mit den Filmen zwei weitere Ausflüge für das Seminar geplant: Wir schauen uns im DNT Weimar das Theaterstück „Treuhandkriegspanorma“ von Thomas Freyer (Regie von Jan Gehler) an, dass die Abwicklung des Kalibergwerks Bischofferode durch die Treuhandanstalt thematisiert und wir fahren in das Tagebaumuseum Ferropolis. |