Im Seminar werden relevante Erklärungsmodelle des modernen Antisemitismus vorgestellt und diskutiert. U.a. beschäftigen wir uns mit den Konzepten Karl Marx‘ und Sigmund Freuds, sowie den von hier ausgehenden Versuchen Ernst Simmels, Moishe Postones und Theodor W. Adornos/Max Horkheimers. Einen weiteren Schwerpunkt bilden Hannah Arendts einschlägige Arbeiten. Zudem interessieren die Bezüge, vor allem aber auch die Unterschiede zwischen Antisemitismus und Rassismus. Auf diese Weise soll der Antisemitismus als ein für die moderne Gesellschaft zentrales Phänomen, und die sozioökonomischen und (massen-)psychologischen Fundamente antisemitischen Denkens herausgearbeitet werden.
Die Lehrveranstaltung geht demnach einen Schritt hinter die zahllosen, auch und gerade im Kunst- und Kulturbereich grassierenden Antisemitismusdebatten zurück und versucht anhand einschlägiger Texte der Antisemitismusforschung zunächst grundlegendes Wissen zum Thema zu vermitteln. Ziel ist es demnach weniger, aktuelle Meinungen und Standpunkte aufzugreifen, den »Nahostkonflikt« zu diskutieren o.ä. Vielmehr geht es darum, mit dem Antisemitismus ein sehr altes und gut beschriebenes Phänomen mittels anerkannter Texte verständlich zu machen – und zu kritisieren.
Für die Textlektüren und -debatten werden wir uns viel Zeit nehmen. Ziel ist ein genaues Textverständnis, die Herstellung von theoriegeschichtlichen Zusammenhängen und die Fähigkeit, über strittige Punkte argumentationsbezogen zu diskutieren. |