Beschreibung |
Wie wird das Soziale konstituiert? Die Relationale Soziologie nimmt hierzu eine klare Position ein: Sie basiert auf einem dynamischen und prozesshaften Verständnis sozialer Beziehungen. Das soziale Miteinander, Füreinander und Gegeneinander kann nur unter Berücksichtigung seiner Relationalität verstanden und erklärt werden. Zwar weisen bereits soziologische Klassiker auf die Bedeutung von Wechselwirkungen und Beziehungsgeflechten hin, jedoch ist es erst eine Entwicklung der jüngeren Zeit, dass damit auch eine konsequente Abwendung von substanzialistischen Konzepten und Annahmen verbunden ist. In den entsprechenden Sozial- und Gesellschaftstheorien wird die Relationalität zentral gestellt: Gesellschaften beinhalten keine Relationen, sondern sind selbst als Relationen zu verstehen; Subjektpositionen werden erst in und durch Relationierungen eingenommen; Handlungsmacht wird netzwerkartig zwischen Menschen und Nicht-Menschen verteilt; Wissen resultiert aus Relationen; und auch kommunikatives Handeln lässt sich nur mit Verweis auf situative Verflechtungen angemessen beschreiben. In diesem lektürelastigen Seminar werden sowohl klassische (z. B. Simmel, Elias, Mannheim) als auch neuere Texte und Theorien (z. B. Crossley, Donati/Archer, Seyfert) besprochen, welche sich mit der Relationalität des Sozialen befassen. Dadurch sollen sich die Studierenden die Grundlagen der Relationalen Soziologie erschließen und kritisch mit ihnen auseinandersetzen können. Verdeutlicht werden unter anderem die Unterschiede zwischen der humanistischrealistischen und der radikalen Relationalen Soziologie sowie die Einflüsse des Medienwandels auf gesellschaftliche Gefüge. Zudem werden Anschlüsse und Abgrenzungen zu relational angelegten Medientheorien und insbesondere auch zur Medienanthropologie diskutiert. |
Literatur |
Emirbayer, M. (2017): »Manifest für eine relationale Soziologie«, in: Löwenstein, H./Emirbayer, M. (Hg.): Netzwerke, Kultur und Agency, Wiesbaden, S. 30-73. |