Die Bauhaus-Universität Weimar identifiziert sich seit der Umbenennung im Jahr 1996 explizit wenn auch kritisch mit der bedeutendsten Phase ihrer Geschichte: Das Staatliche Bauhaus Weimar existierte jedoch nur sechs Jahre — zwischen der Gründung im April 1919 und dem erzwungenen Umzug nach Dessau im April 1925. Angesichts dieser Fokussierung geraten mehr als 160 Jahren wechselvoller Geschichte zwischen Kaiserreich, Weimarer Republik, Drittem Reich und DDR aus dem Blickfeld. Und dennoch bestimmen Sie das Profil der heutigen Universität: Warum wurde an der als Kunstschule gegründeten Institution ein halbes Jahrhundert lang keine Kunst unterrichtet? Warum etablierte sich erst nach dem Weggang des berühmten Bauhauses eine ordentliche Architekturausbildung in Weimar? Und seit wann entwickelte sich das Ingenieurwesen zu einem wichtigen Faktor der Weimarer Hochschule.
Interdisziplinarität | Im Seminar »Das Bauhaus, Weimar und der ganze Rest …« wollen wir die Verflechtung der Hochschulgeschichte mit den politischen, sozialen und künstlerischen Umbrüchen seit 1860 beleuchten und dabei wichtige Entwicklungen, Personen und Werke in den Blick nehmen. Im Zentrum steht dabei die Frage: Welche Aufgabe weisen die verschiedenen politischen Systeme einer Kunst- und Gestaltungshochschule zu und welche personellen und konzeptionellen Akzente resultieren daraus? Das Seminar lädt interessierte Studierende aller Fakultäten und Studiengänge dazu ein, die einzigartige Geschichte unserer Hochschule gemeinsam zu erkunden und sie in der kulturellen Landschaft Thüringens zu lokalisieren.
Lernziele | Die Teilnehmenden gewinnen einen Überblick über die Etappen der Weimarer Hochschulgeschichte. Sie verstehen, dass sich die Entwicklung von Hochschulen in einem Spannungsfeld aus politischen, sozialen, wirtschaftlichen, künstlerischen und wissenschaftlichen Faktoren vollzieht. Sie analysieren die Etappen der Weimarer Hochschulgeschichte innerhalb dieses Spannungsfeldes und erwerben das dafür notwendige Kontextwissen.
Weiterhin erarbeiten sich die Teilnehmenden die Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens und können eine Forschungsfrage formulieren. Sie vertiefen ihre methodischen Kenntnisse selbständig, um eine eigene wissenschaftliche Recherche durchzuführen und in einem Aufsatz erfolgreich niederzulegen.
Didaktisches Konzept | Die Lehrveranstaltung ist als Blended-Learning-Format konzipiert, das sich aus digitalen Selbstlerneinheiten, Seminarsitzungen in Präsenz, Exkursionen und Workshops zusammensetzt. In digitalen Selbstlerneinheiten erarbeiten sich die Teilnehmenden das Grundlagenwissen zur Weimarer Hochschulgeschichte und ergänzen es durch das selbständige Studium von Quellentexten zur Vorbereitung der Seminarsitzungen. In den Seminarsitzungen wird dieses Grundlagenwissen in moderierten Diskussionsrunden vertieft. Exkursionen in verschiedene Weimarer und Thüringer Museen kontextualisieren das erworbene Wissen in der regionalen Kulturlandschaft.
Aufgrund der fakultäts- und studiengangsübergreifenden Zusammensetzung bringen die Teilnehmenden unterschiedliche Erfahrungen mit dem wissenschaftlichen Arbeiten ein. Diese Kenntnisse werden in einem Workshop fruchtbar gemacht, um ein einheitliches Niveau herzustellen. Die Formulierung der Forschungsfrage wird mit Konsultationen, Peer-Review-Verfahren und einem Kolloquium unterstützt. |