Im kommenden Wintersemester begeben wir uns erneut in das ländliche Thüringen, um zukunftsfähige Entwurfs- und Nutzungskonzepte für Bestandsbauten im ländlichen Kontext zu entwickeln. Unser Augenmerk richtet sich auf die Domäne in Dornburg – ein besonderes Ensemble aus Scheunen, Lager- und Wirtschaftsgebäuden, das immer wieder im Zentrum von Umplanungen stand, jedoch bisher keine konkrete Umsetzung erfahren hat.
Gemeinsam mit Vertreter*innen der Leergutagent*innen und dem jungen, ortsansässigen Architekturbüro exnovum, das bereits in die Entwicklung der Domäne eingebunden ist, möchten wir gemeinschaftsfördernde Projekte schaffen, die aus dem Ort heraus entstehen und ihn aktivieren können. In der Auseinandersetzung mit dem Vorhandenen interessieren uns alternative Bauprozesse, die eine nachhaltige Transformation des Bestandes ermöglichen und zugleich die poetischen und atmosphärischen Dimensionen des Bauens betonen.
Das Ensemble der Domäne Dornburg wird im Besonderen durch ehemalige Wirtschaftsgebäude mit steinernem Sockel und sichtbarem Holztragwerk geprägt. Der frühere Ochsenstall soll hier im Fokus unserer Betrachtung stehen. Aber auch den „unspektakulären, ordinären, bisweilen gar hässlichen“[1] Bestand wollen wir Ernst nehmen und die als Werkstatt und Lager genutzte Halle aus Kalksandsteinen, Stahltragwerk und Profilglas in unsere Planung einbeziehen.
Der Entwurfsprozess beginnt mit dem Vorhandenen, sowohl in seiner materiellen als auch in seiner immateriellen Dimension. Wir werden den Bestand analysieren, die Region erkunden und den Austausch mit lokalen Akteur*innen suchen. Auf der Suche nach einer "Poetik der nachhaltigen Konstruktion" werden wir uns im Entwurfsprozess intensiv mit verfügbaren Materialien, ihren konstruktiven und gestalterischen Möglichkeiten sowie den Potenzialen von Reparatur und Wiederverwendung beschäftigen. Prinzipien einer nachhaltigen Architektur wie reversible Fügungstechniken, Materialkreisläufe und robuste Strukturen werden dabei im Mittelpunkt stehen – ebenso wie die Frage, wie diese Prinzipien den architektonischen Ausdruck formen und eine eigene Ästhetik hervorbringen können.
Das Entwurfsprojekt ist eingebettet in Referenzen aus Architektur, Kunst und Theorie. Wir werden sowohl analoge als auch digitale Werkzeuge nutzen, wobei der Schwerpunkt auf dem konkreten Arbeiten mit Materialien und Modellen liegen wird. Ergänzt wird die Entwurfsarbeit durch Workshops und Inputs von lokalen Akteur*innen sowie Expert*innen unterschiedlicher Disziplinen. Im Rahmen einer Exkursion nach Südfrankreich werden wir Um- und Weiterbauprojekte u.a. von BC Architects, Assemble und BAST besuchen, um zusätzliche Impulse für unseren eigenen Entwurfsprozess zu gewinnen.
[1] Arch+ 257: Umbau – Maßstäbe der Transformation |